Die TelefonSeelsorge Elbe-Weser ist eine Einrichtung des Sprengels Stade der Ev. luth. Landeskirche Hannovers. Der Hauptdienstort befindet sich in Bad Bederkesa. Zusätzlich gibt es eine Niederlassung in Stade. Die TelefonSeelsorge Elbe-Weser ist eine von 105 Stellen in Deutschland.
Daniel Tietjen ist seit 2016 Leiter der TelefonSeelsorge Elbe-Weser. Er ist Religions- und Sozialpädagoge und Supervisor (SG).
Die TelefonSeelsorge Elbe-Weser ist eine Einrichtung des Sprengels Stade der Ev. luth. Landeskirche Hannovers. Der Hauptdienstort befindet sich in Bad Bederkesa. Zusätzlich gibt es eine Niederlassung in Stade. Die TelefonSeelsorge Elbe-Weser ist eine von 105 Stellen in Deutschland.
Mit Daniel Tietjen sprach Jörg Matzen.
Herr Tietjen, was assoziieren kirchenferne Menschen mit der ›TelefonSeelsorge‹ (TS)?
Ist ›Seelsorge‹ für das, was die TS tut, noch ein zeitgemäßer Begriff?
Ich glaube schon. Mit der Sorge für die Seele können viele Menschen etwas anfangen. Seelsorge meint auch, Menschen beizustehen, sie zu begleiten und sich einzufühlen. Dieser Grundgedanke bzw. diese Haltung spiegelt sich in vielen Gesprächen wieder.
Natürlich merken auch wir, dass die Bereitschaft zur Kirchenmitgliedschaft sinkt. Einige Anrufer/innen sind manchmal ganz überrascht, dass unser Träger die evangelische Kirche ist.
Hat sich die ›Marke‹ TelefonSeelsorge mittlerweile durchgesetzt?
Das ist bereits länger so. Wir werden bundesweit als Experten für Krisen- und Suizidprävention anerkannt. In vielen Medien wird bei Artikeln über Suizid oder Depression auf uns verwiesen. Wir genießen eine hohe Anerkennung.
Dazu passt auch, dass Deutschland 2016 den Weltkongress der TelefonSeelsorge als Gastgeber ausgerichtet hat.
Worin besteht die Aufgabe der TS?
Menschen beizustehen, sie zu begleiten, auch in sehr schwierigen Phasen ihres Lebens. Die TelefonSeelsorge ist rund um die Uhr erreichbar. Auch an Wochenenden und Feiertagen. Hinzu kommt noch der Chat. Unser Angebot richtet sich an alle Menschen, die einen Rat brauchen, in eine Krise geraten sind oder für sich eine Lösung für ein Problem entwickeln wollen. Die TS ist offen für alle Problembereiche. Auf die Anrufenden wird weder konfessioneller, politischer oder ideologischer Druck ausgeübt.
Wer wendet sich an die TS? Und was veranlasst Ratsuchende vor allem, zum Hörer zu greifen?
Die jüngeren Menschen (20-30) greifen mittlerweile eher zur Tastatur bzw. zum Smartphone und nutzen unser Chatangebot. Hier steigt die Nachfrage deutlich. Am Telefon ist der Altersdurchschnitt höher (40-60 Jahre).
Was die Menschen veranlasst? Das ist sehr unterschiedlich und schwer pauschal zu beantworten. Das kann eine akute Krise sein, ein belastendes Problem, suizidale Gedanken, ein Konflikt, Trauer, Krankheit oder Einsamkeit. Besonders im Chat nimmt das Thema Suizidalität stark zu.
Wie viele Anrufe erreichen die TelefonSeelsorge jährlich und pro Tag?
Insgesamt erreichen uns jährlich ca. 14.000 Anrufe. Davon sind 3.000 Anrufe abzuziehen, weil die Anrufer sofort wieder auflegen. Pro Tag kommen durchschnittlich 37 Anrufe in unserer Stelle an, Davon legen durchschnittlich sieben Anrufende direkt wieder auf und 30 sind Gespräche.
2016 gab es bundesweit 8.732.198 Anrufversuche. Davon konnten 1.644.410 Anrufe angenommen werden.
Die TS ist bundesweit rund um die Uhr erreichbar. Die Arbeit wird überwiegend von Ehrenamtlichen geleistet. Verschwiegenheit und Anonymität prägen die unsichtbare Begegnung. Was veranlasst die Mitarbeitenden, sich dem breiten Spektrum menschlichen Leids professionell zu widmen? Und über welche Qualifikationen verfügen sie?
Da gibt es ganz unterschiedliche Motivationen. Häufig spielt die Frage eine Rolle, wo möchte ich mich nach meinem Berufsleben engagieren, was möchte ich noch lernen? Aber auch Berufstätige suchen etwas, bei dem sie sich selbst persönlich weiterentwickeln und neue Kompetenzen erwerben können.
Wir bieten eine sehr hochwertige Ausbildung an und für die aktiven Mitarbeitenden regelmäßige Supervisionen und gute Fortbildungen. Das erleben viele Mitarbeitende als Wertschätzung ihrer Tätigkeit und bleiben viele Jahre bei uns engagiert. Einige sogar über 20 Jahre.
Die Ausbildung selbst erstreckt sich über einen Zeitraum von über zwei Jahren. Im ersten Jahr – der Grundausbildung – geht es um Kommunikationstheorien, Krisenintervention, systemisches Denken, Suizidalität, Familie und Selbsterfahrung. Anschließend erfolgt die Zulassung zum Dienst am Telefon Im zweiten Jahr kommen dann noch spezifische Themen wie z. B. Paarbeziehungen und Trauer hinzu.
Haben sich die Gesprächsanlässe in den vergangenen Jahren verändert?
Das Thema Krankheit, besonders psychische Erkrankung, hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Auch Suizidalität als Thema ist unverändert hoch geblieben. Zugenommen haben auch die Gespräche rund um den Aspekt der Einsamkeit.
Daniel Tietjen, Sie sind seit knapp eineinhalb Jahren Leiter der TelefonSeelsorge Elbe-Weser. Was fasziniert Sie besonders an Ihrer Arbeit, und welche Herausforderungen sehen Sie für die Zukunft?
Ich denke, dass sich das Kommunikationsverhalten zunehmend verändert bzw. die Formen der Kommunikation. Heute schicken sich viele Menschen Sprachnachrichten oder nutzen Messenger-Dienste. Gleichzeitig gibt es aber auch sehr viele Menschen, die mit neuen Medien ganz wenig zu tun haben wollen. Ich glaube, es braucht beides. Ein gutes Angebot der TelefonSeelsorge per Telefon und einen Ausbau im Bereich der digitalen Medien. Wir sind zurzeit auf der Bundesebene dabei, ein neues Programm für die Online-Beratung zu entwickeln. Auch eine App ist in diesem Zusammenhang bereits in der Entwicklung.
24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche ist unsere TS besetzt. Besonders die Nachtschichten sind herausfordernd. Dazu ein sehr engagiertes Mentoren-Team. Wirklich toll, was hier geleistet wird.
Aus Worten können Wege werden
TelefonSeelsorge
Tel.: 0800 – 111 0 111 oder 0800 – 111 0 222
Chat: Chat.telefonseelsorge.org
E-Mail: Mail.telefonseelsorge.org
»Die TelefonSeelsorge ist rund um die Uhr erreichbar. Auch an Wochenenden und Feiertagen.«
Grundsätze
Wir sind für jeden da – zu jeder Zeit.
Anonymität
Niemand, der anruft, wird nach seinem Namen gefragt. Jede und jeder kann anonym bleiben. Da das Telefonat gebührenfrei ist, wird es später nicht in einem Einzelverbindungsnachweis zur Telefonrechnung aufgeführt. So bleibt ein Anruf bei uns auch im Umfeld der Ratsuchenden verborgen.
Verschwiegenheit
Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterliegen der Schweigepflicht.
Erreichbarkeit
Die TelefonSeelsorge Elbe-Weser ist Tag und Nacht unter der Rufnummer 0800 – 1110111 erreichbar, auch an Wochenenden und Feiertagen. Die ChatSeelsorge ist im Internet unter www.telefonseelsorge.de zu finden.
Kompetenz
Die ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen der TelefonSeelsorge sind sorgfältig ausgewählt, ausgebildet und werden durch regelmäßige Supervision und Fortbildung begleitet.
Zu ihrem Schutz bleiben auch sie anonym.
Kostenfreiheit
Für die Ratsuchenden entstehen keine Kosten. Die anfallenden Gesprächsgebühren übernimmt die Deutsche Telekom AG als Partner der TelefonSeelsorge.