Plädoyer für die offene, liberale Demokratie
Im Gespräch mit Stefan Wenzel
Der jährliche Demokratieindex der britischen ›Economist Intelligence Unit‹ zeigt einen »düsteren Rekord«: Der Anteil der Menschen, die in Demokratien leben, ist weiter gesunken.
Demokratien sind als politische Systeme weltweit in der Minderheit und derzeit starkem Druck ausgesetzt. Jedes Jahr veröffentlicht ›The Economist‹ einen Demokratieindex, der den Grad der Demokratie in 167 Ländern misst. Kriterien sind der Wahlprozess und Pluralismus, die Funktionsweise der Regierung, Möglichkeiten politischer Teilhabe, die politische Kultur und Bürgerrechte. Heute leben lediglich 6,4 % der Weltbevölkerung in sogenannten ›vollständigen‹ Demokratien – und das gerade einmal in 20 Ländern weltweit.
Jeder sechste Mensch in einer vollständigen Demokratie lebt (statistisch betrachtet) in Deutschland. Gleichzeitig werden die Stimmen immer lauter, welche die Funktionsfähigkeit unseres parlamentarischen Systems vor dem Hintergrund vielfältiger globaler Herausforderungen und aktueller ›Hyperkrisen‹ in Zweifel ziehen. Sie erfahren Unterstützung durch diejenigen, die schon seit längerem mit dem demokratischen Alltag in der Bundesrepublik und ›in Brüssel‹ hadern.
Demokratie ist kein Endzustand, und die Bedrohung demokratischer Prinzipien wird nicht von allein vergehen. Alexis de Tocqueville hat einmal gesagt: »Um die politische Freiheit zu verlieren, genügt es, sie nicht festzuhalten, und sie entflieht.« Wenn es stimmt, was dieser Vordenker moderner Demokratien Anfang des 19. Jahrhunderts angemahnt hat, dann haben wir Freiheit, Liberalität und Demokratie nie ›sicher in der Tasche‹. Sie erfordern unsere immer erneuten Bemühungen, wenn sie nicht verloren gehen sollen. Daher bleibt die öffentliche Verteidigung der Rechte und Werte unseres Gemeinwesens heute ebenso unverzichtbar wie die Bearbeitung der tatsächlichen Probleme, die sich in einer komplexen Welt für Deutschland und Europa stellen.
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5. Sep 2024
19:00 - 21:00
Seminarleitung:
Stefan Wenzel
Stefan Wenzel,
MdB, Abgeordneter der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Wirt- schaft und Klimaschutz. Zuvor war der Agrarö- konom von 1998 bis 2021 Mitglied des Nieder- sächsischen Landtags und von 2013 bis 2017 niedersächsischer Umweltminister
Pädagogische Verantwortung: