Räume öffnen, Dialoge ermöglichen

Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser,

Das Jahr 2023 war voll an negativen Rekorden. 2023 wird nach Einschätzung des EU-Klimawandeldienstes Copernicus und der US-Klimabehörde das wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen vor 174 Jahren. Auch die Oberflächentemperatur der Meere – so warm, wie nie zuvor. Es ist dieses ›wie nie zuvor‹, das die Klimakommunikation zu prägen scheint. Heiß wie nie zuvor; Dürren wie nie zuvor; Brände wie nie zuvor; Extremwetter, Starkregen, Überflutungen wie nie zuvor. UN-Generalsekretär Guterres dazu: »Der Klimakollaps hat begonnen – wir laufen in einen ungebremsten Klimawandel.« Dazu kamen Kriege, Krisen, Katastrophen, Hass und Entzweiung … Puh!

Das Cover unseres Programmheftes sollte all dies plakativ umfassen. Und unser Entschluss für ein detailliertes Bild unseres Planeten vor der tiefschwarzen Leere des Weltraums als
Cover war beinahe gefallen. Der Blick auf die Erde wird von Astronauten als ›Übersichtseffekt‹ beschrieben. Die NASA schreibt dazu: »Die Auswirkungen des Blicks von oben auf die Erde führt zu einer Veränderung der Art und Weise, wie Astronauten unseren Planeten und das Leben selbst sehen und darüber denken.« Am 24. Dezember 1968 erlebten die Astronauten von Apollo 8 einen ›Erdaufgang‹, als unser Planet über die zerklüftete Mondoberfläche lugte. »Wir waren den ganzen Weg gekommen, um den Mond zu erforschen«, so der Astronaut Bill Anders, »doch das Wichtigste ist, dass wir die Erde entdeckt haben.«

Ähnlich (etwas weniger spektakulär) verhält es sich in Bildungsprozessen: Vom Alltag entlastet und in einem neuen Erfahrungsraum auf Zeit blicken wir mit Abstand auf das Leben und die Welt. Wir nehmen Gelegenheiten wahr, die Art und Weise, wie wir uns selbst, unser Leben, unsere Mitwelt sehen und darüber denken zu verändern, finden oder entdecken vielleicht anderes, als wir gesucht haben. Der Blick von außen hilft, besser zu sehen und zu verstehen. Die Welt, unser Alltag im Abstands-Blick relativiert nicht, was ist, sondern weitet unsere Wahrnehmung und leuchtet aus, was eben auch ist: Schönheit, Energie, Gemeinschaft, Natur, Liebe – Kraftquellen, um am Bedrohlichen keinen Schaden zu nehmen und/oder sich mit anderen zu verbünden, um gegen die Bedrohung zu kämpfen.

Und wie kam es nun zu diesem ganz anderen Titelbild? Eine Kollegin schaute sich im Homeoffice verschiedene Coveroptionen an, ihre Tochter kam zur Tür hinein, schaute auf den
Bildschirm und sagte: »Das ist eine Edelsteinblume.« Für die Sechsjährige eine Feststellung, für mich eine hinreißende Metapher für unser Anliegen, einen Lern- und Lebensraum
auf Zeit zu gestalten, der den Gästen ermöglicht, ihr Wissen, ihre individuellen Facetten und Schätze und ihre Einzigartigkeit zu entdecken und zu entfalten.

Und noch eine Hausmitteilung: Wir freuen uns, Freya Morisse als Nachfolgerin von Kathrin Busch im Team begrüßen zu können.

Wir laden Sie zur Teilnahme an unseren Seminaren, Kursen und Tagungen ein und begrüßen Sie gern in unserem Ev. Bildungszentrum, dem Kompetenzzentrum für Lehrkräftefortbildung
und im Kloster Neuenwalde.

Dr. Jörg-C. Matzen
Leiter des Ev. Bildungszentrums
Bad Bederkesa