Aufbau einer evangelischen Bildungslandschaft im Kirchenkreis Bremerhaven
»Bremerhaven: Stadt auf flaches Land gestreut. Blütezeit in den Sechzigern, fast Vollbeschäftigung im Schiffbau. Bis zu 40 Nordsee-Trawler brachten täglich Fisch in die Packhallen. Der Wind trug den Geruch in jedes Wohnzimmer. Geräusche von Bremerhavener Kindheit: das Hämmern auf den Werften, das laute Seufzen der Möwen. Dann starb die Hochseefischerei, dann starben die meisten Werften, dann zogen die Amerikaner ab, als der Kalte Krieg nicht mehr so kalt war. Das verkraftet ja kein Ort der Welt so leicht.« (David Hugendick)
Die Verbundenheit mit der Seestadt, die aus diesen Zeilen spricht, setzt sich wohltuend ab von den respektlosen und geschichtsvergessenen Beschreibungen und Stigmatisierungen der Stadt Bremerhaven. Doch trotz eindrucksvoller neuer Silhouette, Hafenrandbebauung und Profilierung als maritimes Wissenschaftszentrum: diese Stadt hat Probleme. Wie in anderen Regionen auch haben es die einstigen wirtschaftlichen ›Kraftzentren‹ besonders schwer, den Strukturwandel zu bewältigen und ökonomisch nachhaltig ›auf die Beine‹ zu kommen.
Zwei Zahlen richten besondere und besonders erschreckende Schlaglichter auf das Leben und die Situation in Bremerhaven: Der Anteil der Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren in Familien im SGB-II-Bezug liegt mit 40,5 % dreimal höher als in Niedersachsen und damit so hoch wie in keiner anderen deutschen Stadt. Und: Die durchschnittliche Lebenserwartung der männlichen Bevölkerung liegt in Bremerhaven vier Jahre unter der von Hannover.
Den ungleichen Lebens- und Bildungschancen versuchen die Sozialverbände, die Stadt, die Kirchengemeinden und der Kirchenkreis mit vielfältigen Hilfs- und Unterstützungsangeboten nach Kräften zu begegnen. Aber eine systematische, analytisch und konzeptionell unterfütterte Bildungs- und Sozialplanung gibt es in Bremerhaven nicht.
Die Bundesregierung hat auf eine Anfrage der Partei Bündnis 90/Die Grünen mitgeteilt, dass neben ländlichen Regionen in Ostdeutschland auch fünf deutsche Großstädte zu »abgehängten Regionen« gehören, darunter auch Bremerhaven.
Außer der Seestadt sind laut der Bundesregierung auch Frankfurt/Oder, Gelsenkirchen, Herne und Oberhausen »zurückgeblieben«. Das heißt: In Bremerhaven gibt es laut Bundesregierung »stark unterdurchschnittliche Lebensverhältnisse«.
Vor diesem Hintergrund werden der Kirchenkreis Bremerhaven und das Ev. Bildungszentrum in einem auf zwei Jahre angelegten Projekt eine evangelische Bildungslandschaft in Bremerhaven aufbauen.
Ziele sind u.a.
Verantwortlich für das Projekt:
Susanne Wendorf-von Blumröder, Superintendentin des Kirchenkreis Bremerhaven
Dr. Jörg Matzen, Leiter des Ev. Bildungszentrums Bad Bederkesa
Gefördert von der
EVANGELISCH-LUTHERISCHEN LANDESKIRCHE HANNOVERS